Besuch im CERN 2016

Morgens früh um halb acht setzte sich vom Kreisgymnasium Neuenburg aus ein wild gemischter Bus aus Zehntklässlern, Oberstufenschülern, Studenten und zwei Lehrern in Richtung Genf in Bewegung. Ziel dieser über dreistündigen Reise war das CERN, das „Conseil Européen pour la Recherche Nucléaire“ – zu Deutsch, dem europäischen Zentrum für Kernforschung.

Was uns wirklich erwartete, wusste keiner von uns – denn was da wirklich vor sich ging, hatte keiner verstanden. Also waren wir erst einmal ein wenig perplex, als wir ankamen und uns einer der zwei betreuenden Lehrer – namentlich Herr Risch und Herr Striebich – primär auf zwei Exponate aufmerksam machte: Eine blaue Heliumflasche und ein Screen, der sogenannte Myonen sichtbar machte. Okay, also für alle Nicht-Physiker: Wir wussten auch nicht, was Myonen sind. Und was die Flasche sollte auch nicht wirklich. Aber nachdem wir durch einige Hallen voller anspruchsvoller Infotafeln, ausgestellter Vakuumdetektoren, riesiger Kalorimeter und schier endlosen Datenmengen gewandelt sind, begann sich ein grobes Bild von dem zu formen, was das CERN eigentlich ist: Ein riesiges Labor in dem etwas, das man Grundlagenforschung nennt betrieben wird.

 

Dabei werden die kleinsten Teilchen dieser Welt untersucht, das woraus alles – zumindest das uns bekannte Universum (na gut, ohne die Schwarze Materie) – aufgebaut ist. Dafür werden Protonen Energie zugefügt wodurch die Masse zunimmt – okay, stopp. Machen wir es simpel: Zwei Teilchen werden in einem riesigen, ringförmigen Beschleuniger aufeinander geschossen, es gibt eine Kollision, die an den Urknall erinnern soll und ganz viele neue Teilchen entstehen. Und das gibt dann ganz, ganz viele Daten, aus denen die Forschungsteams am CERN irgendwas rauslesen. Und dabei noch ein paar praktische Erfindungen machen: Das Internet zum Beispiel. Das und noch ein bisschen mehr fasste uns ein älterer Herr im Schnelldurchgang noch einmal zusammen – zwei Jahre Physik in eine dreiviertel Stunde komprimiert. Anschließend wurden wir in zwei Gruppen aufgeteilt.

 

Eine Gruppe besichtigte dabei eine Halle, in der die riesigen Magneten des LHC vor ihrem Einsatz bei ihrer späteren Betriebstemperatur von unter -270°C getestet werden. Danach fuhr die Gruppe zum Kontrollzentrum des CERNs. Dort angekommen präsentierte uns eine junge Physikerin die verschiedenen Möglichkeiten, den Teilchenstrahl zu fokussieren, so dass möglichst viele Teilchen miteinander kollidieren. Anschließend durften wir einen Blick in den eigentlichen Kontrollraum werfen, der in vier Inseln für die verschiedenen Beschleuniger unterteilt und mit zahlreichen Computern ausgestattet ist.

Die zweite Gruppe wurde mit Helmen bewaffnet und 100 Meter unter die Erde befördert, wo wir uns durch die endlosen Reihen an Datenverarbeitungscomputern und Bündeln aus faustdicken LAN-Kabeln schlängelten. Denn die Detektoren, die die Kollisionen untersuchen, kreieren unendlich viele Mengen an Daten. Und die Detektoren – ATLAS, ALICE, CMS, LHCb – sind die eigentlich interessanten Dinge an dem LHC, dem 27 km langem Tunnel. Erschöpft und verwirrt kamen wir abends wieder zurück ins bekannte Neuenburg und dachten uns, dass wir zumindest mehr wussten als vorher. Aber irgendwie immer noch nicht, was Myonen sind.