Ein kleines Mädchen namens Sarah Starzynski wird am 16. Juli 1942 von der französischen Polizei in Paris mit ihrer Familie verhaftet und deportiert. Die französische Regierung der damaligen Zeit, das „régime du Vichy“, kollaborierte mit Hitler, zunächst um einen Krieg zu verhindern, doch dann war diese Regierung besonders fleißig, ihre jüdische Bevölkerung den Deutschen auszuliefern, welche sie in die Vernichtungslager im Osten transportierte.
Als die Polizei vor ihrer Tür steht, versteckt Sarah ihren kleinen Bruder Michel im Wandschrank und schließt diesen zu.

Elle s’appelait Sarah (Sarahs Schlüssel) von Tatiana de Rosnay 2006, verfilmt 2010 von Gilles Paquet-Brenner.

Das Lesejournal von Cemile D.
Sie werden zunächst in das ehemalige Velodrom im 18ten Arrondissement von Paris gebracht, allgemein unter der Rafle du Vél d’Hiv bekannt. Nur eine Photographie von diesen Vorkommnissen ist heute erhalten.
Wir besuchten die Gedenkstätte am Ort des ehemaligen Vélodroms, wo man 14 000 Menschen unter unwürdigen Bedingungen drei Tage lang einsperrte, darunter fast 4000 Kinder.

Eine Zeichnung von Elena S.
Auf die Suche nach den Spuren dieser Geschichte machten sich die Schüler der 10b Anfang Juli mit ihrer Französischlehrerin, Frau Calderon und Frau Firat-Steppan auf den Weg nach Paris.
Sie besuchten eine der eindrücklichsten Gedenkstätten, das Mémorial des Martyrs des Déportés auf der Ile St.Louis, in welchem der vielen Opfer unter der deutschen Besatzung
erinnert wird.


Eine Zeichnung von Ayleen A.
Ein jedes der 100.000 in die Wände eingelassene Kristalle verkörpert das Leben eines Opfers. „Als ich diesen Satz gehört habe, gingen mir tausend Dinge durch den Kopf. Jede einzelne Perle an dieser Wand war ein Lebewesen. Man hört immer Zahlen von Verstorbenen, aber man kann sich selbst nicht vorstellen, wie viel eigentlich hinter dieser Zahl steckt. Wirft man einen Blick auf diese Perlen, realisiert man erst, was hinter der Zahl steckt. Hinter jeder Perle ein ganzes Leben, Träume, Liebende, eine Zukunft ….“
Im Shoah Museum

Ein Tagebucheintrag von Elena S.
An der Mauer der Gerechten sind all diejenigen verewigt, die jüdischen Personen halfen, sich unter der deutschen Besatzung zu verstecken oder gar zu fliehen. Noch heute wird die Liste ergänzt. Der letzte Eintrag stammt aus dem Jahr 2019.

Eine Recherche von Eftelya C.

Eine Recherche von Eftelya C.
Die SchülerInnen waren betroffen, empört angesichts des immensen Leids, das in diesen Gedenkstätten verkörpert wird. Manche tauschten sich flüstern aus, andere waren in sich gekehrt, suchten die Stille, andere machten ihrer Empörung Luft und kommentierten das Grauen. Am Ende waren sich alle einig darüber, wie wichtig das Erinnern ist und wie sehr dem Vergessen, vor allem angesichts der Wahlergebnisse in Frankreich und anderen europäischen Ländern, Einhalt geboten werden muss. Auch reflektierten manche über die eigene Familiengeschichte und stellten Fragen, die nicht alle beantworteten werden konnten. Und selbst die SchülerInnen mit Migrationshintergrund konfrontierten sich mit dem Abgrund dieses Teils der Geschichte als Teil ihrer Identität.
„J’ai rêvé tellement fort de toi –
j’ai tellement marché, tellement parlé,
tellement aimé ton ombre
qu’il ne me reste plus rien de toi
– il me reste d’être l’ombre parmi les ombres
d’être cent fois plus ombre que l‘ombre
qui viendra et reviendra
dans te vie ensoeillée“ |
Ich habe so sehr von dir geträumt
bin so viel marschiert, habe so viel gesprochen
habe so sehr deinen Schatten geliebt,
dass mir nichts mehr bleibt von dir
-es bleibt mir, ein Schatten unter Schatten zu sein,
hundert Mal mehr Schatten als Schatten,
der kommen und wiederkommen wird
in dein von Licht erfülltes Leben. |
Das letzte Gedicht von Robert Desnos, an einer Wand des Mémorial eingraviert. Desnos war in der Résistance aktiv und wurde daher 1944 von der Gestapo in Paris verhaftet. Er starb 1945 in Theresienstadt, kurz nach der Befreiung des Konzentrationslagers an Typhus.
