Nachgefragt mit Ottmar Hitzfeld, Isabelle Rath und Hans Richter

Leidenschaftlicher Fussballer und charismatischer Menschenführer

Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld auf der Bühne von „nachgefragt“ im KGN

„Sind Sie nervös?“, lautete die erste Frage der beiden jungen Talkmaster Isabelle Rath (Klasse 10) und Hans Richter (Kursstufe 1). Der Erfolgstrainer Ottmar Hitzfeld, der Empathie als seine Stärke betrachtet, beruhigte lächelnd die beiden Moderatoren, dass ein gewisses Maß an Anspannung und Konzentration genauso nötig sei wie die Fähigkeit, situationsangepasst improvisieren zu können, um dieses Gespräch erfolgreich zu führen.

Die „nachgefragt-AG“ läuft unter der Leitung von Edith Naghiu, Gerald Sinn, Astrid Rasmussen-Schmitt und Schulleiter Rainer Kügele. Diese zeitintensive Arbeitsgemeinschaft trägt ihren Namen zu Recht. So eine Talkshow sei viel mehr Arbeit, als man vermute. Das gemeinsame Recherchieren der Inhalte trage ganz wesentlich zu einer breiten Allgemeinbildung bei. Diese selbstständige Form des Wissenserwerbs sehen die Schüler/innen als Bereicherung ihrer Persönlichkeit, letzteres gilt in besonderem Maße für diejenigen, die das Gespräch mit den Interview-Partnern auf der Bühne führen. Aber auch alle anderen haben während der Veranstaltung alle Hände voll zu tun, denn die Technik, egal ob Ton, Bild oder Licht will beherrscht werden, die Bühne mit Requisiten bestückt und das Publikum mit Getränken und Snacks versorgt werden.

Nachgefragt mit Ottmar Hitzfeld, Isabelle Rath und Hans Richter

Natürlich drehte sich im Gespräch mit Ottmar Hitzfeld viel um den Fußball. Bereits als junger Kicker wurde er von seinem Vater mit 50 Pfennig pro Tor unterstützt. Kein Wunder, dass er dann in 62 Spielen sage und schreibe 132 Tore schoss. Das Geld wurde damals in Zeitschriften über Dschungel und Ritter investiert, wie sich der gerade 70jährige erinnerte, was die beiden Moderatoren sichtlich amüsierte.

Das Geheimnis seines Erfolges sei sein Faible für das Führen von Menschen, anfangs von Jugendlichen, weshalb er Lehrer für Mathematik und Sport wurde, später von erwachsenen Spielern. Dabei legte er höchsten Wert auf einen stets respektvoll gelebten Umgang. Man müsse nicht nur sagen, dass jeder Spieler wichtig sei, sondern durch sein Handeln jedem Spieler dieses Gefühl tatsächlich auch geben im täglichen Miteinander. Er stellte sich immer hinter seine Mannschaft, nach jeder Niederlage. Was ihm die Presse damals als „Weichheit“ auslegte, betrachtet er als unabdingbare Vertrauensbasis für eine erfolgreiche Arbeit mit Menschen.

Seine eindrucksvolle Biografie des Erfolges wurde, begleitet von Bildern, gekonnt und pointiert vorgetragen von Johanna Lehmann.

Nachgefragt mit Ottmar Hitzfeld, Isabelle Rath und Hans Richter

Dieser persönlichen Linie blieb er auch treu, als die Moderatoren abseits des Fußballs kritisch fragten, ob er denn stolz sei, Neffe eines von Hitler gewürdigten Offiziers zu sein. Er habe seinen Onkel für dessen zwar strenge, aber stets gerechte Menschenführung geschätzt, dessen Truppe hätte sich immer auf diesen verlassen können, erwiderte der inzwischen ganz in sich ruhende Erfolgstrainer in Rente.

Zunehmende Ruhe und Gelassenheit strahlten dann auch Isabelle Rath und Hans Richter aus, die sich nun auf der Bühne eingelebt hatten. Charmant wie lebhaft, aber stets mit der nötigen Anspannung waren sie die Garanten für den interessanten Abend, den die zahlreichen Besucher in der vollbesetzten Aula des KGN sichtlich genossen.

Der Trainer, der den Trainingsanzug vom Spielfeldrand verbannte und stets im Anzug an der Seitenlinie agierte, durfte sich gemeinsam mit den Moderatoren als Designer für „Baby-Einteiler“ versuchen. Obwohl der dreifache Opa geschickt und humorvoll mit den Worten „ich bin es gewohnt, zu dirigieren“ versuchte, der geforderten Eigenaktivität zu entkommen, ließen die beiden Moderatoren nicht locker, bis die drei Strampler für die Enkel kunstvoll gestaltet waren.

Nachgefragt mit Ottmar Hitzfeld, Isabelle Rath und Hans Richter

Unterhaltsam wie erkenntnisreich war das Gespräch an der „Angreifbar“. Dort führten ertastete Handschellen zur Anekdote einer durchlebten Nacht im Knast. Jenem eher „schlichten Raum“, der durch das Knallen der Türen und das laute Rasseln der Schlüssel sehr einprägsam war.
Die tiefen katholischen Wurzeln seines Elternhauses – seine Mutter hätte gerne in ihm einen Priester gesehen und hatte ihn deshalb auf ein Internat in St. Gallen geschickt – wurden ersichtlich, als er den Rosenkranz zielsicher und schnell ertastete.

Das Heimweh, das Ottmar Hitzfeld als jungen Burschen aus dem Internat rettete, begleitete ihn auch noch als Trainer des BVB im Ruhrpott. Er konnte sich damit als erwachsener Mensch zwar arrangieren, seine tiefe Verbundenheit mit der südbadischen Heimat sowie der Schweiz ist charakteristisch für ihn. In seinen schwierigsten Zeiten als Trainer, erschöpft und kraftlos vom Fulltimejob unter enormem Leistungsdruck, erholte er sich von diesem Burnout in Engelberg. Mit der Natur dieser Bergwelt fühlte er sich aufgrund früherer Erlebnisse mit seinem Vater von klein auf sehr verbunden.


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Nächster KGN-Gast, bei dem „nachgefragt“ wird, ist Franz Müntefering am Abend des 8. März 2019.